Bernd Leutheußer war in den letzten Jahren vielen Menschen weit über Marktredwitz hinaus bekannt als einer der drei Initiatoren des Historischen Clubs Marktredwitz.
Bernd Leutheußer kam aus Kronach. Er war von Beruf Diplomkaufmann und Braumeister und begann seine Laufbahn in der elterlichen Brauerei Weißenbrunn bei Kronach. Der Liebe wegen fand er 1971 in Marktredwitz eine neue Heimat, als er Traudl Nothaft heiratete und zusammen mit seinem Schwiegervater die Leitung der Firma Dronco übernahm. Offen und vielseitig interessiert fand er in Marktredwitz schnell offene Türen, engagierte sich bei zahlreichen Vereinen und Verbänden – unter anderem im Rotary Club Fichtelgebirge, im Reitclub St. Hubertus und bei der Akademie Steinwald-Fichtelgebirge.
Nach seinem Eintritt in den Ruhestand suchte Bernd Leutheußer nach einem neuen Betätigungsfeld und fand dies in der Beschäftigung mit der Marktredwitzer Stadtgeschichte. Die Vorbereitungen zur Grenzenlosen Gartenschau in Marktredwitz und der Kontakt zur Familie Benker waren für ihn Anlass, sich mit der industriellen Vergangenheit der Stadt Marktredwitz auseinanderzusetzen. Schnell stellte er fest, dass dazu keine umfassende, zeitgemäße Publikation existierte. Er beschloss deshalb, selbst aktiv zu werden und die Erstellung eines Werkes zur Marktredwitzer Industriegeschichte in Angriff zu nehmen.
In Hermann Meier und Friedl Haubner fand er schnell Mitstreiter, die seine Arbeit unterstützten. Ein eifriges Sammeln von Unterlagen und Bildern bei zahlreichen Marktredwitzer Bürgern begann. 2005 konnte dann der erste Band „Marktredwitz im Industriezeitalter“ erscheinen, der sich mit der Entwicklung der Stadt Marktredwitz im Zeitraum 1788 bis 1933 befasste.
Die Arbeit wurde von der Marktredwitzer Bevölkerung begeistert aufgenommen, der Band war schnell vergriffen. Durch die umfangreichen Recherchearbeiten war aber so viel Stoff zusammengekommen, dass 2008 ein zweiter Band und 2016 noch ein dritter Band erschienen. Dafür nahm Bernd Leutheußer zeitraubende Forschungen auf sich. Wochenlang saß er in Archiven, insbesondere im Zeitungsarchiv der Frankenpost und sammelte Hinweise und Fotos.
Herausgeber für alle drei Bände war die Akademie Steinwald-Fichtelgebirge (ASF), zu deren Vorstand Bernd Leutheußer gehörte und mit der er in enger Verbindung stand. Heute zählen die Publikationen von Bernd Leutheußer und Hermann Meier zu Standardwerken der Marktredwitzer Stadtgeschichte. Durch die Recherchearbeit und die regelmäßigen Zusammenkünfte zur Vorbereitung der Industriegeschichte entwickelte sich ein engagiertes Team, das sich auch für eine umfassendere Auseinandersetzung mit der Marktredwitzer Stadtgeschichte einsetzte. Der Historische Club mit dem Führungsteam Bernd Leutheußer, Hermann Meier und Friedl Haubner war geboren.
Zahlreiche Initiativen zu Erforschung und Veröffentlichung der Marktredwitzer Stadtgeschichte hat der Historische Club seither angestoßen oder begleitet. Dazu gehören die mehr als 170 Vorträge, die seit 2005 zu unterschiedlichsten Themen im „Historischen Club“ gehalten wurden, ebenso wie verschiedene Publikations- und Ausstellungsprojekte.
Besonders erwähnt werden sollen dabei die Ausstellung und der Katalog „Mir han Hittener“ über die Geschichte der Marktredwitzer Glasproduktion im Jahr 2012 und das seit 2019 geplante „Seeberger-Projekt“. Hier hat Bernd Leutheusser maßgeblich dazu beigetragen, dass die Aufzeichnungen des Redwitzer Bürgermeisters Johann Gabriel Seeberger aus den Jahren 1870/71 als Band 3 in der Reihe „Monographien zur Geschichte Oberfrankens“ durch den Historischen Verein für Oberfranken 2020 herausgebracht werden konnten.
Auch unterstützte er seit Jahren den zweiten Teil des Projekts, die Ausstellung „Gustav Seeberger. Ein Münchner Maler aus Marktredwitz“, das im Herbst 2022 realisiert werden konnte.
Noch viele weitere Bausteine könnten aufgeführt werden, um das Bild Bernd Leutheussers abzurunden. Unter seinem Leitmotiv „Zukunft braucht Herkunft“ war er oft Motor und Initiator vieler Initiativen und Projekte. Dabei war es nie sein Bestreben, in erster Reihe zu stehen. Das hat er gerne anderen überlassen.
Bernd Leutheußer wird fehlen, seiner Familie und seinen Freunden, dem Historischen Club, dem Team des Stadtarchivs und all den Menschen, denen die Bewahrung der Marktredwitzer Stadtgeschichte ein Anliegen ist.
Quelle: Presseservice Stadt Marktredwitz 13.01.2023
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